„Prison Alone“ auf der PlayStation 5 verspricht ein psychologisches Horrorerlebnis ohne die oft überstrapazierten Jumpscares. Stattdessen setzt das Spiel auf eine dichte, beklemmende Atmosphäre, die den Spieler in den Bann ziehen soll. Als Spieler findet man sich in einem verlassenen Gefängnis wieder, das nach mysteriösen Vorfällen und dem Verschwinden einiger Insassen evakuiert wurde. Man selbst ist durch Bestechung eines Wärters zurückgeblieben, um die Gunst der Stunde für die eigene Flucht zu nutzen. Doch die scheinbar leeren Korridore und Zellen halten mehr Geheimnisse und Schrecken bereit, als man zunächst annimmt. Das Spiel ist primär als Walking Simulator konzipiert, bei dem die Erkundung und das Lösen von Umgebungsrätseln im Vordergrund stehen. Man bewegt sich langsam und bedächtig durch die düsteren Gänge, immer auf der Suche nach Schlüsseln, Hinweisen und Wegen, um neue Bereiche des Gefängnisses zu erschließen. Die Entwickler haben sich bewusst dafür entschieden, auf Schockmomente zu verzichten und stattdessen eine subtile, aber konstante Spannung aufzubauen, die durch unheimliche Geräusche, flüchtige Schatten und eine unheilvolle Gesamtstimmung erzeugt wird. Die Isolation und das Gefühl der Bedrohung sollen den Spieler stets begleiten.

Die visuelle Präsentation von „Prison Alone“ auf der PS5 ist zweischneidig. Einerseits gibt es Momente, in denen die Umgebung beeindruckend detailliert und atmosphärisch wirkt, besonders in den geschlossenen Räumen, wo Licht und Schatten geschickt eingesetzt werden, um eine gruselige Stimmung zu erzeugen. Die Texturen von verrottendem Beton, rostigem Metall und alten Möbeln tragen zur Authentizität des Gefängnisses bei. Allerdings zeigt das Spiel auch immer wieder Schwächen, insbesondere in größeren Arealen oder bei der Darstellung von entfernteren Objekten. Hier können die Texturen manchmal unscharf wirken und die Umgebungsdetails leiden unter einer gewissen Grobheit. Die allgemeine Optik schwankt zwischen vielversprechend und ernüchternd, was das Eintauchen in die Spielwelt gelegentlich beeinträchtigt. Animationen sind funktional, aber nicht immer flüssig, was besonders bei der Fortbewegung auffällt. Für ein Horrorspiel ist die Atmosphäre jedoch entscheidend, und diese wird durch die gelungene Gestaltung der näheren Umgebung durchaus gut transportiert.

Der Sound ist arguably der stärkste Aspekt von „Prison Alone“ und trägt maßgeblich zur beabsichtigten psychologischen Wirkung bei. Das Sounddesign ist exzellent und erzeugt eine ständige Paranoia. Das Knarren alter Türen, das Tropfen von Wasser in den feuchten Zellen, ferne, unerklärliche Geräusche und das subtile Rauschen des Windes durch kaputte Fenster – all diese Elemente sind perfekt orchestriert, um den Spieler am Rande des Nervenzusammenbruchs zu halten. Die Geräuschkulisse ist nicht übertrieben oder reißerisch, sondern vielmehr unterschwellig und bedrohlich. Besonders hervorzuheben sind die binauralen Audioeffekte, die, wenn man mit Kopfhörern spielt, ein unglaublich immersives Erlebnis schaffen und die Quelle jedes noch so kleinen Geräuschs präzise lokalisieren lassen. Dies verstärkt das Gefühl der Verletzlichkeit und Isolation immens, da man ständig das Gefühl hat, beobachtet zu werden oder dass etwas direkt hinter der nächsten Ecke lauert. Die Musik ist spärlich eingesetzt, aber wenn sie erklingt, dann verstärkt sie gezielt die Spannung und trägt zur düsteren Atmosphäre bei, ohne dabei aufdringlich zu sein.

Die Steuerung in „Prison Alone“ ist denkbar einfach gehalten und funktioniert grundsätzlich gut. Man bewegt sich mit dem linken Analogstick, blickt sich mit dem rechten um und interagiert mit der X-Taste. Das ist intuitiv und schnell verinnerlicht. Allerdings leidet das Spielerlebnis unter der extrem langsamen Fortbewegungsgeschwindigkeit. Der Charakter bewegt sich in einem Tempo, das selbst für einen Walking Simulator als zäh empfunden werden kann. Eine Sprint-Funktion, auch wenn nur für kurze Zeit oder mit Einschränkungen, hätte dem Gameplay gutgetan und die Frustration über lange Laufwege gemindert. Die fehlende Möglichkeit, auch nur annähernd schnell zu sein, verstärkt zwar das Gefühl der Ausgeliefertheit und Hilflosigkeit, führt aber auf Dauer auch zu einer gewissen Langeweile, insbesondere wenn man bereits erkundete Gebiete erneut durchqueren muss. Die Kameraführung ist ebenfalls stabil und die Interaktionen mit Objekten sind präzise. Die Einfachheit der Steuerung ist Fluch und Segen zugleich: Einerseits ermöglicht sie jedem den sofortigen Einstieg, andererseits schränkt sie die Dynamik des Spiels stark ein. Die Rätsel sind meist logisch und fordern zum genauen Hinsehen auf, was gut zum Erkundungsfokus passt. Die Spielzeit ist relativ kurz, was angesichts des langsamen Tempos vielleicht auch von Vorteil ist, um eine Überstrapazierung der repetitiven Gameplay-Schleife zu vermeiden.

Prison Alone Review
Gameplay
67
Grafik
70
Sound
90
Steuerung
56
Leserwertung0 Bewertungen
0
Positiv
Exzellentes Sounddesign, schafft eine unglaublich dichte Atmosphäre
Effektiver Einsatz psychologischer Spannung ohne Jumpscares
Gefühl der Isolation und Bedrohung wird gut vermittelt
Negativ
Extrem langsames und undynamisches Gameplay
Gelegentlich repetitive Rätsel
Kurze Spielzeit könnte für einige enttäuschend sein
68

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