Lost Soul Aside gehört zu den Spielen, die lange Zeit in der Schwebe waren und bei vielen Spielern eine fast mystische Erwartungshaltung aufgebaut haben. Über Jahre hinweg wurde es als ambitioniertes Projekt angekündigt, das Einflüsse aus westlichen und östlichen Action-RPGs miteinander verbinden will. Mit dem Release auf der PlayStation 5 ist nun endlich der Moment gekommen, um zu sehen, ob die Mischung aus atemberaubender Action, epischer Inszenierung und tiefgründiger Geschichte den hohen Erwartungen gerecht wird.

Schon beim ersten Start fällt die visuelle Qualität auf. Lost Soul Aside legt einen starken Fokus auf cineastische Szenen, die nahtlos in das Gameplay übergehen. Die Übergänge von Zwischensequenzen in Kämpfe sind butterweich, sodass man oft vergisst, ob man gerade zuschaut oder schon wieder selbst am Controller ist. Dieser nahtlose Wechsel sorgt für ein hohes Maß an Immersion.

Die Geschichte dreht sich um Kazer, einen jungen Krieger, der in eine Welt voller mystischer Kreaturen, dunkler Mächte und vergessener Geheimnisse hineingezogen wird. Besonders interessant ist seine Bindung zu einem lebendigen, drachenähnlichen Wesen, das ihn begleitet und sowohl erzählerisch als auch spielmechanisch eine zentrale Rolle spielt. Die Story bietet klassische Versatzstücke – Verrat, Schicksal, Freundschaft und Opfer –, doch sie ist so inszeniert, dass sie den Spieler trotz bekannter Muster mitreißt. Gerade durch die Dialoge zwischen Kazer und seinem Begleiter entsteht eine persönliche Note, die den emotionalen Kern des Spiels stärkt.

Das Herzstück von Lost Soul Aside ist zweifellos das Kampfsystem. Es orientiert sich stark an schnellen Actiontiteln wie Devil May Cry oder Final Fantasy XV, geht aber einen eigenen Weg. Kazer bewegt sich extrem agil über das Schlachtfeld, weicht in Bruchteilen von Sekunden Angriffen aus und kontert mit spektakulären Kombos. Die Waffe kann während der Kämpfe fließend ihre Form verändern – von einem Schwert über eine Lanze bis hin zu einer Fernkampfwaffe. Diese Variabilität sorgt dafür, dass sich jeder Kampf anders anfühlt und man je nach Gegner und Situation experimentieren muss. Die Kämpfe sind herausfordernd, aber nie unfair. Es kommt auf gutes Timing und ein Verständnis der Mechaniken an, was das Spiel sowohl für Einsteiger als auch für Action-Veteranen interessant macht.

Auf technischer Ebene zeigt die PlayStation 5 ihre Muskeln. Die Grafik ist beeindruckend detailliert, die Charaktermodelle wirken lebendig, und die Animationen sind flüssig. Besonders die Effekte in den Kämpfen – Funken, Explosionen, magische Schläge – beeindrucken mit ihrer Wucht und Brillanz. Dazu kommen großartige Lichteffekte, die in Kombination mit der Gestaltung der Levels für eine dichte Atmosphäre sorgen. Ob verlassene Ruinen, weite Landschaften oder futuristische Städte: jedes Areal hat einen eigenen Charakter, der durch die Optik unterstützt wird.

Der Soundtrack ist ein weiteres Highlight. Epische Orchesterstücke treiben die Action voran, während ruhigere Passagen mit melancholischen Melodien die Story emotional untermalen. Die Klangkulisse ist abwechslungsreich und passend, sodass sie sich nie aufdrängt, sondern die Szenen verstärkt. Auch die Soundeffekte sind gelungen, von den donnernden Hieben über das Fauchen der Monster bis hin zu den subtilen Umgebungsgeräuschen. Die Sprachausgabe ist solide, wobei manche Nebencharaktere weniger eindringlich wirken als die Hauptfiguren.

Die Steuerung auf der PlayStation 5 fühlt sich präzise und reaktionsschnell an. Jeder Knopfdruck löst unmittelbar eine Aktion aus, und die adaptive Trigger-Funktion des DualSense wird clever genutzt. Schwerere Angriffe oder der Widerstand beim Blocken sind über die Trigger spürbar, was ein zusätzliches Maß an Immersion bietet. Auch das haptische Feedback unterstützt die Immersion, etwa wenn die Waffe ihre Form verändert oder man einen besonders wuchtigen Schlag ausführt.

Doch Lost Soul Aside ist nicht frei von Schwächen. Manche Missionen wirken zu linear und nehmen dem Spieler Freiheiten, die man in einem Action-RPG eigentlich erwarten würde. Auch wenn die Kämpfe brillant umgesetzt sind, wiederholen sich manche Gegnertypen etwas zu häufig, was dem ansonsten kreativen Design nicht immer gerecht wird. Hinzu kommen kleinere technische Ungereimtheiten, etwa gelegentliche Kameraprobleme in engen Räumen oder Clipping-Fehler bei den Charaktermodellen. Sie trüben das Gesamtbild nicht massiv, sind aber spürbar.

Die Spielzeit hängt stark davon ab, wie sehr man sich in Nebenmissionen und optionale Inhalte vertieft. Wer sich auf die Hauptstory konzentriert, kann in etwa 20 bis 25 Stunden durch sein. Wer hingegen alle Geheimnisse, Nebenquests und versteckten Bosse sehen möchte, wird deutlich länger beschäftigt sein. Besonders die optionalen Kämpfe gegen gigantische Kreaturen sind fordernd und belohnen Spieler mit besonderer Ausrüstung und Zwischensequenzen.

Insgesamt liefert Lost Soul Aside auf der PlayStation 5 ein starkes Gesamtpaket. Es vereint packende Kämpfe, eine solide Story, fantastische Grafik und einen großartigen Soundtrack. Trotz kleiner Schwächen in Abwechslung und Technik bleibt es ein Spiel, das man als Fan von Action-RPGs unbedingt erlebt haben sollte.

kampf
Lost Soul Aside Review
Gameplay
87
Grafik
90
Sound
87
Steuerung
84
Leserwertung0 Bewertungen
0
Positiv
Spektakuläres Kampfsystem mit variablen Waffenformen
Nahtlose Übergänge zwischen Zwischensequenzen und Gameplay
Fantastische Grafik mit detailreichen Umgebungen und Effekten
Sinnvolle Nutzung der DualSense-Funktionen
Negativ
Wiederholung mancher Gegnertypen
Lineare Missionsstruktur schränkt manchmal ein
Gelegentliche Kameraprobleme in engen Räumen
88

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