The Outer Worlds 2 für die PS5 ist ein fulminantes Comeback der Sci-Fi-Satire, die bereits im ersten Teil mit scharfem Humor, schrägen Charakteren und moralisch fragwürdigen Entscheidungen überzeugte. Diesmal wagt sich das Spiel noch mutiger in eine Zukunft voller Megakonzerne, Propagandamedien und absurder Gesellschaftssysteme, die gleichermaßen zum Lachen und Nachdenken anregen. Der Tonfall bleibt bissig, zynisch, aber nie zynisch um seiner selbst willen – er bleibt Unterhaltung mit Haltung. Die neue Galaxie ist größer, offener und lebendiger als zuvor und lädt dazu ein, sich zu verlieren, Allianzen zu brechen, Konzerne zu sabotieren und auf dem Weg jede Menge Chaos zu verursachen.
Die Story beginnt unscheinbar, gewinnt aber schnell an Tempo. Man erwacht erneut als unerprobter Kolonist, der in ein galaktisches Machtspiel hineingezogen wird. Entscheidungen wirken bedeutender, und Konsequenzen treten schneller ein. Schon kleine Dialogoptionen können Beziehungen zerstören, Missionen verändern oder politische Entwicklungen beeinflussen. Die Queststruktur zeigt, wie enorm gewachsen diese Fortsetzung ist – kaum eine Mission wirkt wie reine Füllkost. Ob diplomatisch, aggressiv, manipulativ oder absurd – fast jede Entscheidung führt zu sichtbaren Reaktionen in der Spielwelt. Besonders stark sind die Begleiter, die diesmal tiefer geschrieben wurden, häufiger kommentieren und eigene moralische Grenzen haben. Man reist nicht einfach mit Crew-Mitgliedern, man streitet, diskutiert und formt das Team nach eigener Ideologie.
Spielerisch setzt Teil zwei auf bekannte Stärken, erweitert sie aber spürbar. Die Mischung aus First-Person-Shooter, Rollenspiel und Charisma-gestützten Konfliktlösungen wirkt organisch und gut verzahnt. Kämpfe fühlen sich knackig an, mit einer deutlicheren Trefferwirkung, verbesserten KI-Abläufen und abwechslungsreichen Waffentypen. Nahkampf wurde überarbeitet und wirkt direkter und brutaler, während modulare Waffenmodifikationen mehr Freiheit bieten, den eigenen Stil zu optimieren. Besonders gelungen ist die Individualisierung des Charakters: Attribute, Perks, Schwächen und Spezialisierungen greifen ineinander und ermöglichen sehr verschiedene Builds, von charmanten Lügnern über Technik-Nerds bis hin zu kompromisslosen Söldnern. Taktische Zeitdehnungsfähigkeiten feiern ebenfalls ein Comeback – sie fühlen sich vertraut, aber dynamischer an und lassen Raum für kreative Angriffskombinationen.
Die Erkundung im neuen Sternensystem ist ein Höhepunkt des Spiels. Planeten, Raumstationen und Kolonien wirken deutlich vielfältiger als im Vorgänger. Jeder Ort strahlt Identität aus, mit eigenem sozialen Klima, Architektur und Kultur. Von dystopischen Werksstädten, in denen Arbeiter ununterbrochen unter grellem Neon und Konzernaufsicht schuften, bis hin zu paradiesisch wirkenden Außenposten, die sich als moralischer Alptraum entpuppen – The Outer Worlds 2 lebt von Kontrasten. Überall warten Geheimnisse, versteckte Nebengeschichten, schwarze Humorperlen und kleine Tragödien. Wer sich Zeit nimmt, wird belohnt.
Grafisch schöpft das Spiel die Power der PS5 sichtbar aus. Die Farben sind kräftig, die Beleuchtung spektakulär und die Materialdetails stechen besonders hervor. Waffen reflektieren Licht realistisch, Alienflora wirkt wie eine Mischung aus Traum und Albtraum, und die Animationen sind sauberer als im Vorgänger. Einige Bereiche könnten allerdings noch etwas mehr Feinschliff vertragen – besonders NPC-Gesichter zeigen stellenweise leichte Steifheit. Insgesamt jedoch ein deutlicher Sprung nach vorne. Ladezeiten sind minimal, die Performance bleibt in 60 FPS äußerst stabil, selbst in dichten Gefechten mit viel Partikeleffekten. Der Soundtrack ist atmosphärisch stark, zwischen melancholischen Streicherflächen, futuristischen Synth-Welten und ironisch-fröhlichen Melodieläufen. Waffen klingen druckvoller, die Umgebungsgeräusche erzeugen glaubwürdige Raumtiefe und die Sprachausgabe – sowohl englisch als auch deutsch – fängt den Humor präzise ein. Besonders cool: Begleiter kommentieren häufiger und reagieren auf Moralverstöße spürbar – nicht nur über Worte, sondern über ihr Verhalten. Einige Spieler könnten sich zwar noch mehr Varianz in Stadt-Hintergrundgeräuschen wünschen, doch das Gesamtpaket überzeugt klanglich in fast allen Bereichen.
Die Steuerung ist präzise, responsiv und angenehm konfigurierbar. Das Gunplay fühlt sich direkter an als im ersten Teil, die Menüs sind übersichtlicher, und Skills sowie Inventar lassen sich schneller verwalten. Ein paar kleine Unsauberkeiten gibt es bei Plattforming-Passagen oder im Deckungssystem, die gelegentlich hakelig wirken, aber selten den Spielfluss brechen.
The Outer Worlds 2 ist keine radikale Neuerfindung – und muss es auch nicht sein. Es ist größer, mutiger, bissiger und spielerisch runder als der Vorgänger. Nicht alles glänzt, manche NPC-Animation wirkt altbacken und manche Missionstypen wiederholen sich, aber insgesamt liefert das Spiel eines der kreativsten Sci-Fi-Rollenspiele der aktuellen Generation. Es belohnt Neugier, Humor und moralische Flexibilität. Wer die Serie mochte, wird es lieben. Wer neu einsteigt, bekommt eines der zugänglichsten und zugleich cleversten Action-RPGs des Jahres.