Pokémon Legenden: Z-A war eines der meist erwarteten Spiele auf der neuen Nintendo Switch 2. Nach dem Erfolg von Legenden: Arceus hofften viele, dass Game Freak die offenen Schwächen der Vorgängerreihe endlich hinter sich lässt und das Pokémon-Universum mit moderner Technik neu erfindet. Doch obwohl der Titel viele gute Ideen mitbringt, bleibt am Ende ein Spiel, das zwischen Innovation und altbekannter Mittelmäßigkeit schwankt – und grafisch wie erzählerisch hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Die Geschichte spielt wieder in der Kalos-Region, genauer gesagt im alten Illumina City, lange vor den Ereignissen von Pokémon X/Y. Das klingt auf dem Papier spannend: eine Stadt im Wandel, das Zusammenspiel von Tradition und Fortschritt, Menschen, die lernen, mit Pokémon in Harmonie zu leben. Leider gelingt es der Handlung nicht, diesen Ansatz wirklich mitreißend umzusetzen. Die Charaktere bleiben blass, die Dialoge ziehen sich in die Länge, und viele Nebenfiguren wirken wie Platzhalter. Es gibt emotionale Momente, besonders gegen Ende, aber sie verpuffen, weil die Inszenierung zu kraftlos ist. Wo Arceus noch mit mystischem Flair punkten konnte, wirkt Z-A oft wie ein halbfertiger Geschichtsentwurf.

Das Gameplay hingegen zeigt, dass Game Freak gelernt hat – zumindest teilweise. Das freie Erkunden, das laut Entwickler diesmal völlig nahtlos funktionieren sollte, ist tatsächlich besser gelungen. Ladezeiten sind kaum vorhanden, und die Welt wirkt organischer als noch auf der alten Switch. Das Fangsystem bleibt eine der größten Stärken: Man schleicht sich an Pokémon heran, beobachtet ihr Verhalten und entscheidet, ob man fängt oder kämpft. Neu ist, dass bestimmte Pokémon aggressiver auf den Spieler reagieren oder sogar miteinander interagieren, was die Welt etwas lebendiger macht. Trotzdem wiederholt sich das Grundprinzip nach einigen Stunden: Fangen, Forschen, Berichte abgeben, Belohnungen kassieren – in leicht anderer Reihenfolge.

Die Kämpfe sind solider geworden. Man kann nun dynamisch zwischen Echtzeitbewegung und klassischem Rundenkampf wechseln, was strategische Tiefe bringt. Besonders Bosskämpfe gegen wilde Pokémon oder Trainer, die eigene Mechaniken mitbringen, sind gut inszeniert. Leider sind die Animationen immer noch altbacken. Attacken wirken oft, als würden Pokémon aneinander vorbeischlagen, und das Schadensfeedback fehlt an vielen Stellen. Selbst auf der leistungsstärkeren Switch 2 ist die Präsentation erstaunlich glanzlos.

Technisch ist Z-A eine zwiespältige Erfahrung. Einerseits läuft das Spiel stabil mit flüssiger Bildrate, andererseits sieht man sofort, dass die Engine an ihre Grenzen stößt. Texturen sind matschig, Vegetation poppt plötzlich auf, und Wasserflächen wirken teilweise wie aus einem zehn Jahre alten Spiel. Illumina City mag groß sein, aber viele Gebäude sind leer oder nicht betretbar. Die versprochene „lebendige Stadt“ ist also mehr Fassade als echtes Leben. Besonders enttäuschend ist, dass Game Freak trotz neuer Hardware wieder auf niedrige Auflösungen und veraltete Modelle setzt. Nach Spielen wie Zelda: Tears of the Kingdom oder Xenoblade Chronicles 3 fällt dieser Unterschied deutlich auf.

Klanglich überzeugt Pokémon Legenden: Z-A mehr. Der Soundtrack ist abwechslungsreich, verbindet klassische Kalos-Melodien mit ruhigen Ambient-Stücken und treibenden Elektrobeats in den Städten. Die Musik schafft es, Emotionen zu transportieren, wo das Drehbuch versagt. Auch die Umgebungsgeräusche sind stimmig – man hört das Summen der Stadt, Vogelrufe, Windrauschen. Schade ist, dass die Serie immer noch keine richtige Sprachausgabe bietet. Selbst einfache Zwischensequenzen würden enorm von gesprochenen Dialogen profitieren. Stattdessen bleibt man beim gewohnten Textgeklicke, was den Spielfluss bremst.

Die Steuerung funktioniert solide, aber nicht perfekt. Das Werfen von Pokébällen ist präziser als je zuvor, und die neue Bewegungsfreiheit tut gut. Allerdings reagiert die Kamera gelegentlich träge, besonders in Kämpfen oder engen Gassen. Auch das Interface wirkt überladen – viele Menüs, zu viele Icons, zu wenig Übersicht. Hier hätte ein modernes, reduziertes Design gutgetan. Immerhin sind die Ladezeiten deutlich kürzer, und die Switch-2-Controller bieten dank haptischem Feedback ein schönes Gefühl beim Fangen oder bei kritischen Treffern.

Spielerisch motiviert Pokémon Legenden: Z-A vor allem durch den Forscherdrang. Es gibt viel zu entdecken, unzählige Aufgaben und Nebenmissionen, aber auch viel Leerlauf. Manche Quests wirken, als seien sie nur da, um Spielzeit zu strecken – „Fange zehn dieser Pokémon“, „Bringe fünf dieser Beeren“, „Rede dreimal mit dem gleichen NPC“. Wer die Welt wirklich erkunden will, findet trotzdem Momente der Faszination: etwa, wenn man zum ersten Mal auf ein legendäres Pokémon trifft oder in den Ruinen eine uralte Verbindung zwischen Menschen und Pokémon entdeckt. Diese Augenblicke sind es, die das Spiel vor der Mittelmäßigkeit retten.

Am Ende bleibt der Eindruck, dass Pokémon Legenden: Z-A ein ambitioniertes, aber unausgereiftes Experiment ist. Es verbessert vieles, was Arceus falsch machte, scheitert aber daran, das Potenzial der Switch 2 wirklich auszunutzen. Wo Technik und Erzählung hätten glänzen sollen, bleibt nur ein solides, aber visuell und erzählerisch enttäuschendes Abenteuer, das die Serie nicht so revolutioniert, wie man gehofft hatte.

Pokemon Legenden Z-A Review
Gameplay
91
Grafik
71
Sound
89
Steuerung
87
Leserwertung0 Bewertungen
0
Positiv
Weiterentwickeltes Fangsystem mit mehr Dynamik
Flüssiges Gameplay ohne Ladezeiten
Atmosphärischer Soundtrack und solide Klangkulisse
Viele kleine Details in der Spielwelt, die das Erkunden lohnenswert machen
Stabile Performance auf der Switch 2
Negativ
Schwache Grafik mit matschigen Texturen und leeren Arealen
Blasse Charaktere und spannungsarme Story
Fehlende Sprachausgabe bremst die Immersion
Wiederholende Nebenaufgaben und veraltete Quests
Veraltete Animationen und träge Kamera
83

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