Nachdem ich unzählige Stunden in die post-apokalyptische Welt von Death Stranding 2: On The Beach auf der PlayStation 5 eingetaucht bin, kann ich mit Sicherheit sagen, dass Hideo Kojima und sein Team bei Kojima Productions erneut ein Werk abgeliefert haben, das die Grenzen des Videospielmediums verschiebt. Es ist ein Spiel, das polarisieren wird, aber in seiner Einzigartigkeit und seinem Mut, Konventionen zu brechen, unbestreitbar faszinierend ist. Wie der Vorgänger ist DS2 kein Spiel für jedermann. Es verlangt Geduld, Nachdenklichkeit und eine Bereitschaft, sich auf seine exzentrische Erzählweise und sein unkonventionelles Gameplay einzulassen. Doch wer sich darauf einlässt, wird mit einem unvergesslichen Erlebnis belohnt.
Die Geschichte setzt einige Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils ein und führt Sam Porter Bridges erneut in eine zerrüttete Welt, die immer noch unter den Nachwehen des Death Stranding leidet. Die Einführung der „Drawbridge“ Organisation und die sich entwickelnde Bedrohung durch die Chiralität verleihen der Erzählung neue Ebenen. Kojima webt wieder eine komplexe Geschichte, die reich an Symbolik, Metaphern und philosophischen Überlegungen ist. Es ist eine Geschichte über Verbindung, Verlust, Hoffnung und die unerbittliche Natur des menschlichen Geistes. Die Dialoge sind typisch Kojima – oft kryptisch, manchmal ausschweifend, aber immer darauf bedacht, zum Nachdenken anzuregen. Die schauspielerische Leistung des Ensembles ist durchweg herausragend, wobei Norman Reedus als Sam eine melancholische Tiefe verleiht und Léa Seydoux als Fragile eine noch prominentere und nuanciertere Rolle einnimmt. Die neuen Charaktere fügen sich nahtlos in das Ensemble ein und tragen zur bereits dichten Mythologie bei.
Das Gameplay bleibt dem Kern des Vorgängers treu, entwickelt ihn aber in vielerlei Hinsicht weiter. Das Hauptaugenmerk liegt immer noch auf dem Transport von Fracht durch eine atemberaubende, aber feindselige offene Welt. Die schiere Vielfalt an neuen Transportmöglichkeiten und Geräten ist beeindruckend. Von neuen Varianten des Brückenbaus über verbesserte Fahr- und Flugzeuge bis hin zu innovativen Hilfsmitteln für den Auf- und Abstieg in schwierigem Gelände – die Logistik des Lieferns fühlt sich frischer und abwechslungsreicher an. Die Einführung neuer Feindtypen und die Erweiterung der Kampfmechaniken machen die Begegnungen mit BTs und MULAs spannender. Obwohl der Kampf immer noch nicht der zentrale Fokus des Spiels ist, fühlen sich die erweiterten Optionen und die Möglichkeit, sich auf verschiedene Weisen zu verteidigen oder zu umgehen, bedeutsamer an. Das asynchrone Multiplayer-Element, bei dem Spieler Strukturen und Hilfsmittel miteinander teilen, ist immer noch ein Geniestreich und verstärkt das Gefühl der globalen Verbundenheit, das das Spiel so geschickt vermittelt. Es ist dieses subtile Miteinander, das Death Stranding 2 zu einem einzigartigen Erlebnis macht, das weit über das traditionelle Singleplayer-Spiel hinausgeht.
Visuell ist Death Stranding 2 eine Offenbarung auf der PS5. Die Grafik ist absolut atemberaubend und setzt neue Maßstäbe für die Immersion. Die Detailtiefe der Landschaften, die Wettereffekte, die Charaktermodelle – alles ist von höchster Qualität. Die Gesichtsanimationen sind unglaublich realistisch und vermitteln jede Nuance der Emotionen. Die Welt selbst ist eine Mischung aus verstörender Schönheit und karger Realität, die durch die unglaubliche Beleuchtung und die Partikeleffekte noch verstärkt wird. Jeder Regentropfen, jede Reflexion auf nassem Gestein, jeder Lichtstrahl, der durch die Wolken bricht, trägt zur unglaublichen Atmosphäre bei. Es ist ein Fest für die Augen, das die Leistungsfähigkeit der PlayStation 5 voll ausnutzt.
Der Sound und die musikalische Untermalung sind, wie von Kojima gewohnt, von Weltklasse. Der Soundtrack ist eine meisterhafte Mischung aus ambienten Klängen, melancholischen Balladen und treibenden Stücken, die perfekt auf die jeweiligen Situationen abgestimmt sind. Die Soundeffekte sind unglaublich immersiv, von den Schritten Sams über das Geräusch des Windes bis hin zum bedrohlichen Knistern der BTs in der Nähe. Die englische Sprachausgabe ist hervorragend besetzt und trägt maßgeblich zur Glaubwürdigkeit der Charaktere bei. Die Nutzung von 3D-Audio auf der PS5 ist besonders bemerkenswert und trägt erheblich zur Atmosphäre bei, insbesondere bei der Ortung von Gefahren in der Umgebung.
Die Steuerung ist im Großen und Ganzen gut umgesetzt, aber erfordert wie beim Vorgänger eine gewisse Eingewöhnungszeit, insbesondere beim Balancieren der Fracht und dem Navigieren durch unwegsames Gelände. Die Haptik des DualSense-Controllers wird hervorragend genutzt und vermittelt ein greifbares Gefühl für das Terrain und die Belastung. Es ist ein subtiles, aber wirkungsvolles Element, das die Immersion vertieft.
Death Stranding 2 ist ein künstlerisches Statement, das seine Spieler herausfordert und belohnt. Es ist nicht nur ein Spiel, sondern eine Erfahrung, die noch lange nach dem Ausschalten der Konsole im Gedächtnis bleibt. Es ist ein Beweis für Kojimas unkonventionelle Vision und seine Fähigkeit, Geschichten auf eine Weise zu erzählen, die das Medium neu definiert.