Borderlands 4 auf der PlayStation 5 ist ein weiterer wilder Ritt durch das chaotische Universum, das Gearbox seit Jahren so unverkennbar gestaltet. Von der ersten Minute an ist klar, dass sich die Serie treu bleibt, aber dennoch einige mutige Schritte nach vorne wagt. Spieler werden erneut in eine aberwitzige Geschichte hineingezogen, die voller Humor, übertriebener Charaktere und chaotischer Action steckt. Dabei wirkt vieles vertraut, doch an den richtigen Stellen frisch und verbessert.
Endlich wieder Borderlands!
Die Handlung setzt Jahre nach den Ereignissen von Borderlands 3 an und nimmt sich viel Zeit, neue Figuren zu etablieren, ohne dabei die alten Helden in Vergessenheit geraten zu lassen. Gerade für Veteranen gibt es zahlreiche Anspielungen und kleine Easter Eggs, die für ein Schmunzeln sorgen. Der Humor ist gewohnt anarchisch, manchmal albern, aber genau das macht den Charme aus. Gleichzeitig überrascht die Story mit ernsteren Untertönen, die Themen wie Loyalität, Verrat und Zusammenhalt behandeln.
Das Gameplay bleibt der Kern dessen, was Borderlands ausmacht: endloses Looten, Ballern und Leveln. Doch Borderlands 4 schafft es, das altbekannte Konzept zu verfeinern. Die Waffenvielfalt ist absurd groß und gefühlt noch abwechslungsreicher als zuvor. Jede Knarre fühlt sich unterschiedlich an, nicht nur durch Werte, sondern auch durch individuelle Animationen und Spezialeffekte. Besonders beeindruckend ist, dass die Waffenhersteller noch stärker voneinander abweichen – ein Hyperion-Scharfschützengewehr spielt sich vollkommen anders als ein Maliwan-Energieblaster. Das motiviert ungemein, immer wieder neue Kombinationen auszuprobieren.
Ein echter Pluspunkt ist der überarbeitete Koop-Modus. Borderlands war schon immer am besten, wenn man es gemeinsam spielte, und Borderlands 4 treibt das Konzept auf die Spitze. Sowohl lokal im Splitscreen als auch online ist das Zusammenspiel jetzt flüssiger und stabiler als je zuvor. Das Matchmaking funktioniert problemlos, und die Skalierung sorgt dafür, dass auch Neueinsteiger mit erfahrenen Spielern mithalten können. Besonders lobenswert ist, dass man jetzt die Option hat, Loot individuell zu teilen oder gemeinsam zu nutzen – eine kleine, aber feine Verbesserung, die für weniger Streit und mehr Spaß sorgt.
Die Grafik auf der PS5 profitiert massiv von der Hardware-Power. Der typische Cel-Shading-Look bleibt natürlich erhalten, wurde aber deutlich verfeinert. Texturen sind schärfer, Animationen flüssiger, und die Farbpalette wirkt kräftiger und kontrastreicher. Besonders die Lichteffekte sind beeindruckend: Explosionen erhellen ganze Areale, und die dynamische Beleuchtung schafft eine deutlich dichtere Atmosphäre. Selbst in chaotischen Feuergefechten mit Dutzenden Gegnern bleibt die Framerate stabil.
Auch der Sound spielt eine große Rolle im Gesamterlebnis. Die Waffen klingen satt und wuchtig, und die Umgebungsgeräusche tragen spürbar zur Immersion bei. Das bekannte Sounddesign, das stets leicht überzeichnet wirkt, hat erneut einen hohen Wiedererkennungswert. Die Musik wechselt dynamisch zwischen treibenden Beats in Kämpfen und atmosphärischen Klängen in ruhigeren Momenten. Besonders im Koop entfaltet sich das Klangbild voll, wenn mehrere Spieler gleichzeitig Chaos anrichten.
Die Steuerung fühlt sich direkt und präzise an. Das Gunplay profitiert stark von den DualSense-Features der PS5. Adaptive Trigger vermitteln das Gefühl unterschiedlicher Waffentypen sehr intensiv, während das haptische Feedback Explosionen und Treffer noch spürbarer macht. Bewegungen sind flüssig, das Springen, Sliden und Schießen geht nahtlos ineinander über. Borderlands 4 zeigt hier klar, dass es die Möglichkeiten der Hardware ernst nimmt, ohne dabei überladen zu wirken.
Inhaltlich bietet Borderlands 4 mehr als genug, um Spieler langfristig zu fesseln. Neben der Hauptkampagne gibt es zahlreiche Nebenmissionen, die nicht nur Füllmaterial sind, sondern oft kleine, verrückte Geschichten erzählen. Manche sind witzig, andere überraschend emotional. Außerdem motivieren die Skilltrees der Charakterklassen, verschiedene Builds auszuprobieren. Es gibt noch mehr Spezialisierungen als zuvor, wodurch jeder Spieler seinen eigenen Spielstil perfekt umsetzen kann.
Natürlich gibt es auch kleinere Schwächen. Manche Gags wiederholen sich oder wirken gezwungen, und nicht jede Nebenfigur ist gleichermaßen spannend. Auch die Balance der Gegner ist gelegentlich etwas unausgegoren: Während man in einer Mission mühelos durch Gegnerwellen pflügt, stellt die nächste Passage eine plötzliche, frustrierende Herausforderung dar. Dennoch sind das nur kleine Stolpersteine in einem insgesamt sehr rund wirkenden Spiel.
Zusammengefasst ist Borderlands 4 ein würdiger Nachfolger, der den Spagat zwischen Tradition und Innovation meistert. Es ist chaotisch, bunt, überdreht – und gleichzeitig in Gameplay, Technik und Koop so stark, dass es wie ein modernes Highlight der Serie wirkt. Ob man alleine spielt oder im Team, ob man sich auf die Story konzentriert oder einfach nur das nächste abgefahrene Loot-Juwel sucht: Borderlands 4 macht fast durchgehend Spaß und bietet genügend Inhalte, um Spieler über viele Stunden hinweg zu fesseln.