Inmitten des Hypes um AAA-Titel und actiongeladene Blockbuster wagt sich das Entwicklerstudio Pixel & Stone an ein Nischengenre und präsentiert „Architect Life“, eine ambitionierte Lebenssimulation für die PlayStation 5. Das Spiel verspricht, den Traum vieler kreativer Köpfe zu erfüllen: die Planung und Gestaltung von Gebäuden, die Verwaltung eines eigenen Architekturbüros und der Weg zum Star der Branche. Mit diesem Konzept weckt es hohe Erwartungen, nicht zuletzt, weil das Genre auf Konsolen bisher eher stiefmütterlich behandelt wurde. Nach einer intensiven Testphase lässt sich festhalten, dass „Architect Life“ eine beeindruckende Grundlage legt, aber auch mit einigen strukturellen Schwächen zu kämpfen hat, die das Gesamterlebnis trüben.

Das Kernstück von „Architect Life“ ist zweifellos der Planungs- und Baumodus. Hier können Spieler ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Die Benutzeroberfläche ist intuitiv gestaltet und ermöglicht es, Wände zu ziehen, Räume zu definieren, Fenster zu platzieren und Dächer zu gestalten. Die Auswahl an Baumaterialien, Möbeln und Dekorationen ist bereits in der Grundversion des Spiels beeindruckend und lässt kaum Wünsche offen. Die Physik-Engine ist dabei überraschend präzise und ermöglicht es, realistische Strukturen zu erschaffen, die auf statische Belastungen reagieren. Das Gefühl, ein Projekt von Grund auf zu entwerfen und es dann in die Realität umzusetzen, ist äußerst befriedigend. Jedes gelungene Design wird mit der Anerkennung der virtuellen Klienten und einem Anstieg der eigenen Reputation belohnt, was ein starkes Fortschrittsgefühl vermittelt. Allerdings wird der kreative Flow gelegentlich durch die Kameraführung unterbrochen, die sich in engen Räumen als störrisch erweist und das Platzieren kleinerer Objekte erschwert.

Der Karrieremodus ist der rote Faden, der die Spieler durch die Welt von „Architect Life“ führt. Man beginnt als unbekannter Neuling mit kleinen Aufträgen und arbeitet sich nach und nach zu prestigeträchtigeren Projekten hoch. Die Interaktion mit den virtuellen Klienten ist dabei ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sind die Charaktere gut geschrieben und haben individuelle Wünsche und Macken, die man berücksichtigen muss. Andererseits sind die Dialogoptionen oft sehr begrenzt, was die Verhandlungen und die Lösung von Problemen weniger dynamisch macht als erhofft. Die wirtschaftliche Seite des Spiels, die Verwaltung der Finanzen und die Einstellung von Mitarbeitern, ist solide umgesetzt, aber nicht besonders tiefgreifend. Man wünscht sich hier mehr strategische Entscheidungen, die über das reine Ein- und Ausgabenmanagement hinausgehen.

Grafisch macht „Architect Life“ eine sehr gute Figur. Die Spielwelt, von der detailreichen Inneneinrichtung bis hin zur umliegenden Landschaft, ist in 4K-Auflösung gestochen scharf und profitiert von den Raytracing-Funktionen der PS5. Die Beleuchtung ist realistisch und trägt maßgeblich zur Atmosphäre bei. Man kann buchstäblich sehen, wie sich das Licht im Laufe des Tages ändert und die Räume in ein neues Gewand taucht. Die Texturen von Holz, Stein und Metall wirken überzeugend und verleihen den Gebäuden eine authentische Haptik. Hier merkt man, dass die Entwickler viel Liebe ins Detail gesteckt haben. Auch der Sound ist gut gelungen. Die Hintergrundmusik ist entspannt und unaufdringlich, während die Soundeffekte, wie das Sägen von Holz oder das Klopfen eines Hammers, für eine immersive Geräuschkulisse sorgen.

Ein kritischer Punkt ist die Steuerung, die für ein Konsolenspiel dieser Art überraschend gut umgesetzt ist. Die Steuerung mit dem DualSense-Controller ist präzise und dank adaptiver Trigger und haptischem Feedback fühlt sich jeder Klick und jede Platzierung befriedigend an. Die Komplexität des Bau-Editors wurde gut auf die Gamepad-Bedienung übertragen, auch wenn Maus und Tastatur für detailliertere Arbeiten vermutlich immer noch die komfortablere Option wären. Letztendlich ist „Architect Life“ ein solides Spiel, das einen tiefen Einblick in die Welt der Architektur bietet. Es ist ein Spiel für jene, die Geduld und Kreativität mitbringen und sich nicht vor den gelegentlichen Herausforderungen der Benutzeroberfläche scheuen. Es ist ein ruhiger Titel, der zum Entspannen einlädt und die eigene gestalterische Ader herausfordert, auch wenn er in einigen Bereichen noch Luft nach oben hat.

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