Rise of Industry 2 für die PS5 wirkt auf den ersten Blick wie eine sichere Weiterentwicklung des beliebten ersten Teils – größer, moderner, zugänglicher. Doch sobald man ein paar Stunden in die Welt der Produktionen, Lieferketten und Unternehmensstrategien eintaucht, merkt man schnell, dass das Spiel nicht einfach nur ein Upgrade ist, sondern eine wesentlich tiefere und reifere Wirtschaftssimulation, die versucht, ihren eigenen Weg zwischen Zugänglichkeit und Komplexität zu finden. Dabei gelingt dem Spiel vieles gut, manches nur solide, und in einigen Bereichen wäre vielleicht etwas mehr Mut zur Innovation wünschenswert gewesen. Trotzdem bleibt Rise of Industry 2 ein Titel, der Fans von Aufbau- und Managementspielen ein erhebliches Maß an Spieltiefe bietet.

Die größte Stärke des Spiels liegt eindeutig im Aufbau der Produktionsketten. Jede Entscheidung wirkt sich spürbar aus: Wo baue ich meine ersten Fabriken, wie gestalte ich die Transportwege, und ist es sinnvoll, eher lokal zu produzieren oder eine komplexe, über mehrere Regionen verzweigte Lieferkette zu planen? Das Spiel belohnt strategisches Denken, vor allem langfristiges. Eine kleine Entscheidung wie die Platzierung eines Güterbahnhofs kann später massive Auswirkungen auf Effizienz und Profitabilität haben. Dieser Anspruch macht besonders viel Freude, wenn man es liebt, Abläufe zu optimieren und kleine Engpässe zu beheben, bis alles perfekt ineinandergreift. Für Neueinsteiger kann das anfangs jedoch überwältigend sein, denn das Spiel verlangt Geduld und Lernbereitschaft. Die Tutorials sind verbessert worden, aber sie erklären eher die Grundmechaniken und weniger die subtilen Zusammenhänge, die später den Unterschied zwischen Erfolg und Pleite ausmachen.

Technisch profitiert Rise of Industry 2 spürbar von der PS5-Hardware. Ladezeiten sind extrem kurz, selbst beim Wechsel zwischen großen Karten oder beim Laden komplexer Speicherstände. Die Performance bleibt stabil, auch wenn die Welt voller Fabriken, Fahrzeugen und animierten Elementen steckt. Besonders positiv fällt auf, wie gut die Steuerung überarbeitet wurde. Strategiespiele fühlen sich auf Konsolen oft etwas sperrig an, doch die Entwickler haben hier gute Arbeit geleistet. Mit einem sinnvollen Mix aus Kontextmenüs, Schnellzugriffen und intelligenten Markierungen gelingt es, Fabriken, Straßen oder Handelslinien ohne große Mühe zu verwalten. Natürlich erreicht die Bedienung nicht ganz die Präzision einer Maus, aber sie gehört definitiv zu den besseren ihrer Art und fühlt sich nach kurzer Eingewöhnung angenehm intuitiv an.

Optisch bietet Rise of Industry 2 einen Stil, der zwar nicht spektakulär, aber angenehm klar und funktional ist. Gebäude, Fahrzeuge und Landschaften sind detailliert genug, um eine glaubwürdige Welt zu schaffen, aber nicht so überladen, dass sie vom eigentlichen Management ablenken. Die isometrische Perspektive wirkt übersichtlich, die Farben sind freundlich, und besonders die Nachtansichten sorgen für eine stimmungsvolle Atmosphäre. Man merkt, dass der Fokus auf Lesbarkeit und Klarheit liegt, nicht auf grafischer Opulenz, was für ein Wirtschaftsspiel vollkommen sinnvoll ist. Die Menüs sind gut aufgeräumt und schnell erfassbar, was in diesem Genre wichtiger ist als jede zusätzliche Animation.

Interessant ist auch die Art und Weise, wie das Spiel unterschiedliche Szenarien präsentiert. Ob man in einer Region mit begrenzten Ressourcen startet, unter strenger Konkurrenz von KI-Unternehmen steht oder versucht, ein Monopol in einem bestimmten Industriezweig aufzubauen – jede Partie verläuft anders. Die KI reagiert dynamisch, baut ihre eigenen Fabriken, versucht Märkte zu kontrollieren und nutzt Gelegenheiten, die sich durch Preisveränderungen ergeben. Dadurch entsteht ein glaubwürdiger Wettbewerb, der das Spielgeschehen nicht nur lebendig macht, sondern auch immer wieder dazu zwingt, Strategien anzupassen. Manchmal agiert die KI etwas aggressiv oder überraschend, besonders wenn sie plötzlich große Mengen bestimmter Güter aufkauft, aber das trägt insgesamt zur Herausforderung bei.

Der Sound trägt unaufdringlich zum Spielerlebnis bei. Ruhige Musik untermalt das Wirtschaftsgeschehen, ohne zu dominieren, und die Geräuschkulisse mit Maschinen, Fahrzeugen und Umgebungsgeräuschen schafft ein angenehmes Hintergrundrauschen. Es ist kein Sounddesign, das im Gedächtnis bleibt, aber es erfüllt seinen Zweck und unterstützt die Atmosphäre gut genug, um lange Sessions nicht anstrengend wirken zu lassen.

Trotz all dieser Stärken ist Rise of Industry 2 nicht frei von Schwächen. Manche Mechaniken wirken immer noch etwas sperrig, etwa das Feintuning von Handelsrouten oder das Balancing mancher Produkte, das gelegentlich zu extremen Preisschwankungen führt. Auch kann es passieren, dass man im späten Spielverlauf eher mit Micromanagement als mit strategischen Entscheidungen beschäftigt ist, was den Spielfluss etwas bremst. Dennoch fühlt sich kaum etwas wirklich frustrierend oder unfair an; es sind eher Detailbereiche, in denen man sich mehr Feinschliff wünschen würde.

Am Ende steht ein rundes, komplexes und motivierendes Aufbauspiel, das besonders auf der PS5 durch seine technische Sauberkeit und die überraschend gute Steuerung überzeugt. Rise of Industry 2 ist ein Titel für Spieler, die gerne planen, optimieren und wirtschaftliche Zusammenhänge bis ins Detail durchdringen. Es verlangt Zeit und Geduld, belohnt aber ausführlich dafür. Wer sich darauf einlässt, findet ein Spiel, das über viele Stunden hinweg fesselt und immer wieder neue Herausforderungen bereithält.

Leave a comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.