Auf der PlayStation 5 präsentiert sich „The Precinct“ als eine Hommage an klassische Polizeisimulationen mit einem deutlichen Augenzwinkern in Richtung der Action-Krimi-Filme der 80er-Jahre. Entwickelt von Fallen Leaf und veröffentlicht von Kwalee, verspricht das Spiel eine immersive Erfahrung im Kampf gegen das Verbrechen in der fiktiven Stadt Fair City, während es gleichzeitig den Geist vergangener Gaming-Ären einfängt. Doch kann dieser nostalgische Ansatz auch in der modernen Gaming-Landschaft überzeugen und mehr als nur eine nette Anekdote sein?

Schon beim ersten Betreten von Fair City fällt der markante visuelle Stil auf. „The Precinct“ setzt auf eine isometrische Perspektive, die an Top-Down-Actionspiele vergangener Tage erinnert, kombiniert mit einer überraschend detaillierten Grafik. Die Stadt selbst ist lebendig gestaltet, mit regem Verkehr, Fußgängern und einer Vielzahl von Gebäuden, die das Gefühl einer echten Metropole vermitteln. Die neonbeleuchteten Straßen bei Nacht, der Regen, der auf die nassen Oberflächen fällt, und die detaillierten Fahrzeugmodelle tragen zur Retro-Ästhetik bei, ohne dabei altbacken zu wirken. Die PS5 leistet hier gute Arbeit und präsentiert eine flüssige und stabile Bildrate, selbst wenn auf den Straßen das Chaos ausbricht. Kleinere Details wie fliegende Papierreste oder die Spiegelungen in Pfützen verleihen der Umgebung zusätzliche Glaubwürdigkeit.

Das Gameplay von „The Precinct“ ist eine Mischung aus Verfolgungsjagden, Schießereien und Ermittlungsarbeit. Als Rookie-Cop namens Nick O’Hara ist es die Aufgabe des Spielers, Verbrechen zu bekämpfen, Beweise zu sichern und die Gangsterbanden von Fair City zur Strecke zu bringen. Der Einstieg ist intuitiv, und das Spiel führt den Spieler langsam an die verschiedenen Mechaniken heran. Man beginnt mit kleineren Delikten wie Diebstahl oder Vandalismus, die schnell eskalieren können und oft in rasanten Verfolgungsjagden enden.

Die Verfolgungsjagden sind ein Highlight des Spiels. Man sitzt am Steuer eines Polizeiwagens und jagt Kriminellen durch die detailreichen Straßen von Fair City. Die Fahrphysik ist dabei angenehm arcadig, aber nicht zu simpel, was für spannende und dynamische Duelle sorgt. Das Rammen von Fluchtfahrzeugen, das Aufstellen von Straßensperren und das Anfordern von Unterstützung sind wichtige Elemente, um die Verbrecher zur Strecke zu bringen. Das Schadensmodell der Fahrzeuge ist zwar nicht hyperrealistisch, aber ausreichend detailliert, um die Auswirkungen von Kollisionen sichtbar zu machen. Die Intensität der Verfolgungsjagden steigt mit dem Spielfortschritt, und man wird oft in Multi-Vehicle-Verfolgungen verwickelt, die ein hohes Maß an Koordination erfordern.

Neben den Verfolgungsjagden gibt es auch Schusswechsel, die aus der Top-Down-Perspektive inszeniert werden. Das Deckungssystem funktioniert gut, und die Steuerung ist präzise genug, um in den Feuergefechten zu bestehen. Allerdings können diese Abschnitte manchmal etwas chaotisch wirken, besonders wenn viele Gegner auf dem Bildschirm sind. Die Künstliche Intelligenz der Gegner ist dabei solide, aber nicht revolutionär; sie versuchen Deckung zu suchen und flanking-Manöver auszuführen, sind aber nicht übermäßig intelligent.

Die Ermittlungsarbeit in „The Precinct“ ist eher oberflächlich gehalten und besteht hauptsächlich aus dem Sichern von Beweismitteln am Tatort und dem Verhören von Zeugen. Hier hätte das Spiel etwas mehr Tiefgang vertragen können, um den Spielern ein stärkeres Gefühl der Detektivarbeit zu vermitteln. Es ist eher ein Mittel zum Zweck, um die narrative Progression voranzutreiben, als ein eigenständiges Gameplay-Element.

Der Sound in „The Precinct“ trägt maßgeblich zur Atmosphäre bei. Der Soundtrack ist eine gelungene Mischung aus Synthwave und treibenden Action-Tracks, die perfekt zur 80er-Jahre-Ästhetik passen. Die Motorengeräusche der Fahrzeuge sind wuchtig, und die Sirenen heulen authentisch. Auch die Funkgespräche, die den Spieler über aktuelle Verbrechen informieren und ihn durch die Missionen leiten, sind gut vertont und tragen zur Immersion bei. Die Soundeffekte von Schüssen und Explosionen sind präzise und verleihen den Gefechten die nötige Wucht. Die allgemeine Geräuschkulisse der Stadt mit dem Verkehr und den Umgebungsgeräuschen ist ebenfalls gut gelungen.

Die Steuerung auf der PS5 ist intuitiv und leicht zu erlernen. Die isometrische Perspektive erfordert eine gewisse Umgewöhnung, aber die Bewegungen des Charakters und der Fahrzeuge gehen schnell ins Blut über. Die DualSense-Features werden dezent, aber effektiv eingesetzt. Das haptische Feedback vermittelt das Gefühl von Kollisionen und Schüssen, während die adaptiven Trigger einen leichten Widerstand beim Gasgeben und Bremsen bieten. Dies trägt zur Immersion bei, ohne aufdringlich zu wirken.

Ein Schwachpunkt des Spiels ist die repetierende Natur der Missionen. Obwohl die Verbrechen zufällig generiert werden, ähneln sich die Abläufe oft, und es fehlt an größeren, einzigartigen Missionen, die die Geschichte vorantreiben würden. Der narrative Strang ist ebenfalls eher dünn und dient hauptsächlich als Rahmen für die Open-World-Aktivitäten. Dies kann dazu führen, dass sich das Spiel nach einigen Stunden etwas eintönig anfühlt. Die fehlende Vielfalt bei den Missionstypen ist schade, da das Grundgerüst des Gameplays durchaus Potenzial für mehr gehabt hätte.

Auch die Langzeitmotivation könnte ein Problem darstellen. Außerhalb der Hauptkampagne gibt es nicht viel zu tun, abgesehen von der Bekämpfung zufällig generierter Verbrechen. Ein tiefergehendes Fortschrittssystem, mehr Nebenaktivitäten oder eine stärkere Möglichkeit, den eigenen Charakter oder das Revier anzupassen, hätten hier helfen können.

Trotz dieser kleinen Mängel ist „The Precinct“ eine charmante und unterhaltsame Polizeisimulation. Es ist kein revolutionäres Spiel, aber es liefert genau das, was es verspricht: rasante Action im Stile der 80er-Jahre. Fans von Top-Down-Action und Polizeiserien werden hier sicherlich ihre Freude haben. Es ist ein Spiel, das man gut für zwischendurch spielen kann und das mit seinem einzigartigen Stil und seinem direkten Gameplay punktet.

The Precinct Title
The Precinct Review
Gameplay
78
Grafik
83
Sound
86
Steuerung
82
Leserwertung0 Bewertungen
0
Positiv
Gelungene Hommage an 80er-Jahre-Actionfilme
Markanter und atmosphärischer visueller Stil
Intuitive Steuerung
"GTA" als Polizist - erinnert stark an die ersten GTA Teile
Negativ
Repetitive Missionen und geringe Missionsvielfalt
Oberflächliche Ermittlungsmechaniken
KI der Gegner nicht immer überzeugend
81

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